Brückenfinanzierung auf Patentbasis:
Strategische Liquidität für technologieorientierte Unternehmen
In technologiegetriebenen Märkten ist Geschwindigkeit ein entscheidender Erfolgsfaktor. Doch zwischen Forschung, Entwicklung und Markteinführung vergeht oft wertvolle Zeit – Zeit, in der Unternehmen hohe Kosten tragen, ohne bereits Erträge zu erzielen. In dieser kritischen Phase kann eine Brückenfinanzierung (Bridge Financing) helfen, die notwendige Liquidität zu sichern. Wenn dabei Patente als finanzielle Grundlage genutzt werden, eröffnet sich eine besonders interessante Option: die patentbasierte Brückenfinanzierung.
Die Verbindung von Brückenfinanzierung und Patenten (Schutzrechten, IPs) kann für innovative Unternehmen ein starker Hebel sein – insbesondere in der Scale-Up-Phase oder vor einem Reverse IPO. Während Patente strategische Sicherheiten bieten, schaffen Brückenfinanzierungen essenziellen finanziellen Spielraum. Der Einsatz von Leasing oder Mietkauf in diesem Kontext ist weniger bekannt, kann jedoch ein äußerst interessantes Finanzierungsmodell darstellen.
Was ist eine Brückenfinanzierung?
Brückenfinanzierungen (auch Bridge Finance oder Venture Debt) sind kurzfristige Finanzierungen, die dazu dienen, Liquiditätslücken zwischen zwei Finanzierungsrunden oder vor einem Reverse IPO zu schließen. Die Laufzeiten liegen bei nur 12-18 Monaten, je nach Ausgestaltung liegen die Verzinsungen deutlich im zweistelligen Bereich. Klassische Szenarien sind etwa die Zeit bis zur Auszahlung einer umfangreichen Lizenzgebühr oder auch zur Vorbereitung eines Reverse IPO.
Was ist ein Reverse IPO?
Ein Reverse IPO (auch bekannt als Reverse Merger oder Reverse Takeover RTO), ist ein international weitverbreiteter Weg, wie ein privates Unternehmen an die Börse geht, ohne einen traditionellen IPO (Initial Public Offering) durchlaufen zu müssen. Ausführliche Informationen befinden sich auf www.IPO-Mantelgesellschaft.de.
Patente als Finanzierungsgrundlage
Patente sind mehr als nur Schutzrechte – sie sind wirtschaftlich relevante Vermögenswerte. Sie belegen die Innovationskraft eines Unternehmens und sichern potenzielle zukünftige Erträge. Genau dieser wirtschaftliche Wert kann genutzt werden, um Kapitalgeber von einer Finanzierung zu überzeugen. Leider ist in einer Bilanzierung nach (deutschem) HGB eine Aktivierung der Patentwerte nicht möglich, die Lösungsgestaltung muss also neben der eigentlichen Finanzierung auch eine Transaktion beinhalten.
Bei einer patentbasierten Brückenfinanzierung dienen bestehende oder beantragte Patente als Sicherheit oder als Grundlage zur Bewertung des Unternehmens. Die Finanzierungsgeber erkennen den Wert der IP (Intellectual Property) an – insbesondere dann, wenn die Patente strategisch bedeutsam, technisch gut ausgearbeitet und rechtlich durchsetzbar sind.
Zielgruppen
Eine patentbasierte Brückenfinanzierung eignet sich insbesondere für Technologieunternehmen mit einem umfangreichen internationalen Patentportfolio und Potenzial für einen Börsengang. Für die Vorbereitung eines Reverse IPO sollte das Unternehmen mindestens 30 bis 50 Mitarbeiter beschäftigen und eine Patentbewertung von über 5 Millionen Euro aufweisen.
Vorteile einer patentbasierten Brückenfinanzierung | |
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Nutzung vorhandener Assets | Viele Unternehmen besitzen wertvolle IP, die in der Bilanz jedoch kaum berücksichtigt wird. Eine patentbasierte Finanzierung ermöglicht es, diesen ‚toten Wert‘ zu aktivieren. Durch die Ausgliederung in eine IP-GmbH wird der Wert sichtbar, alternativ kann er über ein Sale-and-Lease-Back oder ein Sale-and-Mietkauf-Back Modell realisiert werden. |
Schnelligkeit und Flexibilität | Im Vergleich zu klassischen Beteiligungsfinanzierungen kann eine IP-gestützte Brückenfinanzierung schneller abgeschlossen werden – vorausgesetzt, die Bewertung ist überzeugend und die Struktur nachvollziehbar. |
Keine oder geringe Verwässerung | Da Patente als Sicherheiten dienen, müssen Gesellschafter keine Anteile abgeben. Das schützt die Kapitalstruktur und bewahrt unternehmerische Unabhängigkeit. Die Verzinsung ist durch die kurze Laufzeit und die zeitnahe Ablösung akzeptabel. |
Signalwirkung gegenüber Investoren | Ein Unternehmen, das erfolgreich eine IP-basierte Finanzierung nutzt, signalisiert Professionalität, Innovationskraft und strategisches Denken – ein Pluspunkt bei künftigen Finanzierungsrunden und Kapitalerhöhungen. |
Voraussetzungen für die Finanzierung
Nicht jedes Patent ist automatisch finanzierungsfähig. Kapitalgeber legen Wert auf:
- Rechtliche Klarheit: Das Patent muss rechtskräftig, frei von Belastungen und idealerweise international geschützt sein.
- Technische Relevanz: Es sollte eine konkrete wirtschaftliche Anwendung absehbar sein.
- Kommerzialisierungspotenzial: Der Markt muss existieren, der Nutzen klar erkennbar und die Umsetzung realistisch sein. Ideal sind bereits bestehende Umsätze und vergebene Lizenzen.
- Verwertungsstrategie: Lizenzen, Kooperationen oder eigene Produktionspläne erhöhen den Wert.
- Erfahrenes Team: Finanzierer achten stark auf das Management und dessen Fähigkeit, das Projekt erfolgreich umzusetzen.
Eine fundierte IP-Due-Diligence und professionelle Patentbewertung sind in diesem Zusammenhang unerlässlich. Die Bewertung erfolgt durch ein Gutachten, in dem sowohl der Substanzwert, ein Vergleichswert und ein diskontierter Zukunftswert verglichen werden.
Struktur und Konzept der Yggdrasil Bridge Finance GmbH
Der Ablauf einer patentbasierten Brückenfinanzierung erfolgt über unsere eigenen Gesellschaften, entweder über Yggdrasil Bridge Finance oder über unsere börsennotierten Mantelgesellschaften (www.Yggdrasil-SPAC-1.de, www.Yggdrasil-SPAC-2.de) und beinhaltet folgende Schritte:
- IP-Analyse und Bewertung
Spezialisierte Bewertungsunternehmen analysieren das Patentportfolio hinsichtlich technischer Tiefe, Schutzumfang, Marktpotenzial und wirtschaftlicher Verwertbarkeit. Das Ergebnis ist ein konkretes Wertgutachten der Patente, das an IDW S5 angelehnt ist. - Strukturierung der Finanzierung
Gemeinsam mit unseren eigenen Kapitalgebern wird ein Finanzierungsrahmen definiert. Regelmäßig beträgt der Beleihungswert der IPs bis zu 30% (LTV: loan-to-value). Die möglichen Finanzierungsmodelle sind sehr vielfältig, z.B.:
Finanzierungsstruktur Beispiel GmbH
1. Patentbewertung+Zuschuss
2. Mögliche Modelle
Legal Entity | Modell | Effekt für Beispiel | Umsetzung |
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Beispiel GmbH | SMKB | Bilanz+Liquidität | mittel |
Beispiel GmbH | Bank+Ausfall+SPV | Bilanz+Liquidität | mittel |
Beispiel GmbH | Venture Debt | Liquidität | gering |
Yggdrasil SPAC 2 AG | Mietkauf+Ausfall | Bilanz+Liquidität | hoch |
Yggdrasil SPAC 2 AG | Bank+Ausfall | Bilanz+Liquidität | mittel |
Yggdrasil SPAC 2 AG | Bank+ERP | Bilanz+Liquidität | hoch |
Yggdrasil Bridge Finance GmbH | Mietkauf+Ausfall | Bilanz+Liquidität | hoch |
Yggdrasil Bridge Finance GmbH | Bank+Ausfall | Bilanz+Liquidität | mittel |
Yggdrasil Bridge Finance GmbH | Bank+ERP | Bilanz+Liquidität | hoch |
* SMKB = Sale-and-Mietkauf-Back, z.B. Leasinggesellschaft
* Ausfall = Öffentliches Bürgschaftsprogramm, z.B. Bürgschaftsbank Bayern
* ERP = Öffentliches Förderprogramm, z.B. ERP-Programm der KFW
* SPV = Objektgesellschaft
- Vertragsabschluss und Auszahlung
Nach positiver Prüfung und Einigung über die Konditionen erfolgt die Vertragsunterzeichnung und Auszahlung der Mittel. - Verwendung der Mittel
Die Mittel dienen oft der Produktentwicklung, Markteinführung, Zertifizierung oder Überbrückung von Zahlungszielen. - Rückführung über Reverse IPO und Kapitalerhöhung
Nach Erreichen der nächsten Finanzierungsrunde oder Markteintritt wird die Brückenfinanzierung zurückgeführt – oder in eine langfristige Finanzierung überführt.
Risiken und Herausforderungen
Trotz der Vorteile sollten Unternehmen auch die Herausforderungen berücksichtigen:
- Bewertungsschwierigkeiten: Der Marktwert eines Patents ist schwer exakt zu beziffern – besonders bei neuen Technologien.
- Rechtliche Komplexität: Die Verpfändung oder Übertragung von IP kann juristisch anspruchsvoll sein und sollte professionell begleitet werden.
Fazit
Die patentbasierte Brückenfinanzierung ist eine innovative und strategisch kluge Möglichkeit, Liquidität für technologieorientierte Unternehmen zu schaffen – insbesondere in der oft kritischen Phase zwischen Entwicklung und Markteintritt. Sie nutzt vorhandene Werte, schützt unternehmerische Kontrolle und eröffnet neue Wege in der Finanzierung immaterieller Assets.
Voraussetzung ist jedoch eine sorgfältige Planung, professionelle Bewertung und rechtlich saubere Umsetzung. Unternehmen, die frühzeitig ihre IP-Strategie mit ihrer Finanzierungsstrategie verzahnen, verschaffen sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil – sowohl gegenüber Investoren als auch im Markt.
In der Kombination einer Brückenfinanzierung mit einem Reverse IPO eröffnet sich der Königsweg für weitere Finanzierungen: Finanzierung des weltweiten Wachstums durch Kapitalerhöhungen an der Börse.